Besser spät als nie: Eine kurze Rezension zu dem im Frühjahr 2019 erschienen Band Sprachen lehren aus der Reihe Kompendium DaF/DaZ. Herausgeber ist Jörg Roche.
- Sprachen lehren
- Narr Francke Attempto
- ISBN: 978-3-8233-8212-6
- 24,99€ beim Verlag, bei Amazon und im Buchhandel
Die Reihe Kompendium DaF/DaZ hat sich zum Ziel gesetzt, neue Erkenntnisse und deren Anwendung aus der Forschung zusammenzufassen und Studierenden und PraktikerInnen aus dem DaF/DaZ-Bereich zugänglich zu machen.
Deutsch als Fremdsprache lehren
Sprachen lehren ist der fünfte Band der Reihe. Es besteht aus acht Kapiteln, die jeweils nochmal in drei Unterkapitel geteilt sind:
- Didaktik
- Kompetenz-, Gebrauchs- und Handlungsorientierung
- Lern- und Testaufgabenerstellung
- Fehlertypologie und -korrektur
- Methodik
- Alphabetisierung und Schriftspracherwerb
- Mediennutzung
- Lernerorientierung
Das komplette Inhaltsverzeichnis findet ihr auf der Verlagswebsite.
Ich habe noch nicht das ganze Buch gelesen, sondern mit den Kapiteln angefangen, die mich am meisten interessieren: Mediennutzung und Lernerorientierung.
Es handelt sich eindeutig um ein Fachbuch, was sich auch an der akademischen Sprache bemerkbar macht. Studis sollten das gewohnt sein und damit keine Probleme haben; für Ehrenamtliche, die sich weiterbilden wollen, kann das abschreckend wirken. Was allerdings sehr hilfreich ist: Zu Beginn der Kapitel werden die Lernziele genannt; am Ende eine Zusammenfassung und einige Aufgaben zur Selbstüberprüfung. Studierende können so prüfen, ob sie eine Klausuraufgabe aus dem Stehgreif beantworten könnten; aber auch wenn man das Buch zur non-formellen Weiterbildung nutzt, helfen die Aufgaben bei der Reflexion der Informationen.
Die Kapitel sind lesefreundlich mit Aufzählungen, Zwischenüberschriften und – je nach Kapitel mehr oder weniger – Illustrationen und Schaubildern gestaltet.
DaF/DaZ – nicht speziell für die Arbeit mit Geflüchteten
Das Buch erscheint mir sehr gut für Studierende zur Vorbereitung ihrer Prüfungen und ihrer ersten Unterrichtsproben geeignet; für Praktikerinnen und Praktiker, die ihre Erfahrungen nochmal durch Theorie untermauern wollen und auch für interessierte Laien.
Ehrenamtliche aus der Arbeit mit Geflüchteten müssen jedoch bedenken, dass dieses Buch für DaF/DaZ allgemein ist und nicht speziell auf Unterricht für Menschen mit Fluchthintergrund, Muttersprachen wie Arabisch oder Farsi oder die besonderen Bedingungen des Deutschunterrichts für Geflüchtete eingeht. So geht es im Kapitel Lernerorientierung beispielsweise um Motivation und Lerntraditionen, was ich persönlich als sehr wichtigen Faktor beim Deutschunterricht mit Flüchtlingen wahrgenommen habe. Das Buch gibt einen Überblick, aber geht nicht auf den Sonderfall ein.
Zum Thema Deutschunterricht mit Flüchtlingen ist bereits 2016 ein Band aus der Reihe narr Studienbücher erschienen. Wer (wissenschaftliche) Literatur sucht, sollte sich den Band ansehen. Beide Bücher haben gemein, dass sie konkrete Praxissituationen nur als Beispiele beschreiben und kein Lehrwerk sind, um das Unterrichten von der Pike auf beizubringen. Wer das braucht, ist mit den Reihen Deutsch lehren lernen oder Fortbildung für Kursleitende DaZ besser bedient.
Sprachen lehren verfügt über ein umfangreiches Literaturverzeichnis und auch ein Stichwortverzeichnis, welches beim eben erwähnten Deutschunterricht mit Flüchtlingen fehlte.
Die Reihe Kompendium DaF/DaZ schreibt sich auf die Fahnen, „Orientierung [zu] bieten, die in theoretischen Konzepten verankert ist, dabei aber gleichzeitig auf eine reflektierte Unterrichtspraxis abziehlt.“ Für theorieinteressierte PraktikerInnen und diejenigen, die sich noch im Studium oder in der Weiterbildung befinden, erscheint mir das Buch als gutes Übersichtswerk über verschiedene Bereiche des Unterrichts. (Die Auswahl von Lehrmaterial und das Planen von Stunden vermisse ich auf den ersten Blick, aber wahrscheinlich wird das in einem anderen Teil der Reihe, Unterrichtsmanagement, behandelt.) Ehrenamtliche mit konkreten Problemen („Wie erkläre ich meiner Sprachpatin das grammatische Phänomen XY?“) werden hier nicht fündig.