Ein Lehrer weiß immer alles. Ein Lehrer ist unfehlbar. Ein Lehrer hat die richtige Lösung stets parat.
Das ist ein Irrglaube! Viele Ehrenamtliche haben Angst davor, die Rolle eines Lehrers einzunehmen, weil sie denken, dass sie dann alles wissen müssen – in unserem Fall alles über die deutsche Sprache.
Sie wissen nicht, ob sie jede Frage beantworten können.
Sie denken, dass sie nicht genug über die deutsche Sprache wissen – vor allem über Grammatik!
Sie haben es im Gefühl, ob eine sprachliche Äußerung richtig oder falsch ist, kennen aber nicht die Regel dahinter.
Wer Lust hat, in der Sprachförderung aktiv zu werden, sollte sich von diesen Unsicherheiten jedoch nicht abhalten lassen!
Ohje, das weiß ich nicht…
Normalerweise bereitet man seinen Unterricht gut vor und schlägt die Dinge, die man in dieser Unterrichtseinheit erklären will, nochmal nach – aber es kann immer passieren, dass ein Schüler eine Frage hat, mit der man nicht gerechnet hat.
Dabei kann es um Grammatik gehen, um die Bedeutung eines Wortes, oder auch um Orthographie (Rechtschreibung). (Ganz ehrlich? Ich habe Germanistik studiert und frage mich trotzdem regelmäßig, wo denn nun das h in Atmosphäre hingehört…)
Man muss als Lehrer nicht alles wissen!
Es ist okay, Fehler zu machen! Allerdings sollten wir dann auch zu den Fehlern stehen.
Es ist kein Problem, im Unterricht „Das weiß ich gerade nicht. Komm, wir schlagen das im Duden nach“ oder „Ich bin mir nicht sicher. Ich werde zu Hause nachschauen und euch nächste Stunde Bescheid geben“ zu sagen.
Vielleicht fühlt es sich wie ein Zeichen von Schwäche an, zuzugeben, dass man etwas nicht weiß. Doch ehrlich zu sein und mit offenen Karten zu spielen ist besser als auf einer falschen Lösung zu beharren und die Lernenden damit im schlimmsten Fall nachhaltig zu verwirren.
Lehrer = Allwissend?
Es kann sein, dass man Schüler hat, die damit nicht gut zurechtkommen. Gerade KursteilnehmerInnen aus Ländern, in denen ein sehr autoritärer Unterrichtsstil herrscht, sind womöglich mit einem „allwissenden“ Lehrerbild aufgewachsen. Der Lehrer hat immer Recht. Ein Widerspruch bzw. eine Diskussion sind nicht gewünscht und wenn ein Lehrer sich irrt, macht er anscheinend einen schlechten Job.
Daher kann es für manche Lernende irritierend sein, einer „nicht allwissenden“ Lehrkraft zu begegnen, oder sie zweifeln an der Kompetenz. Haltet euch dabei vor Augen, dass es gerade bei ehrenamtlichen Lehrenden ganz natürlich ist, dass sie manche Fragen nicht beantworten können. Und selbst ausgebildete LehrerInnen sind nicht auf jede Situation vorbereitet!
Apropos Vorbereitung: Eine gute Vorbereitung ist natürlich wichtig für jede Unterrichtseinheit und nimmt viel von dem „Druck“ weg, den man automatisch verspürt, wenn man vor zwei Dutzend Leuten steht.
Aber es ist total normal, nicht alles zu wissen, und es zeigt Stärke, wenn man dazu steht anstatt aus Verlegenheit eine womöglich falsche Antwort zu geben. Also: Habt keine Angst vor Fehlern!