Schlagwort: LernerInnen

Hausaufgaben – auch in freiwilligen Deutschkursen?

Nutzen und Effektivität von Hausaufgaben werden immer wieder diskutiert. Ich persönlich muss sagen, dass ich als Kind fast immer meine Hausaufgaben gemacht habe und denke, dass sie einen großen Beitrag zu meinem Lernerfolg geleistet haben. Privat bin also auf jeden Fall ein Fan von Hausaufgaben. Das bedeutet aber nicht, dass ich auch in meiner Rolle als Lehrerin immer dazu neige, Hausaufgaben aufzugeben.

Vor allem bei freiwilligen Deutschkursen ohne Anwesenheitspflicht, Notendruck und Prüfungen stellt sich die Frage: Sollen überhaupt Hausaufgaben aufgegeben werden? Weiterlesen

Frage & Antwort, Teil 1: Hacky Sack im Unterricht

In der Reihe Frage & Antwort werden in Zukunft Antworten auf die Fragen veröffentlicht, die mich per Mail oder Kommentar erreichen, und auch für andere LeserInnen interessant sein könnten.

Frage:

Liebe Kato,
welche Art von Spielen machst Du denn mit dem Hacky Sack? 
Ich gebe demnächst einer Gruppe von männlichen Flüchtlingen (aus Afrika)Deutschunterricht, inklusive Alphabetisierung. Ich würde gerne mit Spielen die Sache etwas auflockern - hast Du ein paar Tipps?
Herzlichen Dank,
A.

Antwort:

Liebe A.,
vielen Dank für deine Mail!
Der Hacky Sack (oder ein anderer Ball) eignet sich super, um Strukturen, die man gerade eingeführt hat, zu wiederholen und zu festigen. Weiterlesen

Lernungewohnte Flüchtlinge im Deutschkurs

Dass die AsylbewerberInnen alles andere als eine homogene Gruppe sind, ist kein Geheimnis. Unter den Geflüchteten befinden sich nicht nur die vielzitierten Ärzte, Ingenieure und weitere Fachkräfte, sondern auch Menschen, die in ihrem Heimatland nur wenige Jahre oder gar nicht zur Schule gegangen sind und über wenig (institutionelle bzw. formale) Bildung verfügen.

Diese Voraussetzungen haben natürlich einen Einfluss auf den Lernprozess im Deutschkurs. Ich möchte an dieser Stelle das Begriffspaar „lerngewohnt“ und „lernungewohnt“ einführen. Beachtet bitte, dass dies nichts mit der Intelligenz, (Sprach-)Begabung oder Motivation zu tun hat. Nur weil jemand lernungewohnt ist, heißt dies nicht automatisch, dass er oder sie „dumm“ ist oder nicht Deutsch lernen kann! Die Lehrkraft steht jedoch vor der Aufgabe, den Unterricht gemäß den Bedürfnissen der lernungewohnten TeilnehmerInnen zu gestalten.

Ein Überblick über die Unterschiede zwischen lerngewohnten und lernungewohnten LernerInnen:
Lerngewohnte TeilnehmerInnen Lernungewohnte TeilnehmerInnen
Haben in ihrer Heimat für mehrere Jahre die Schule und ggf. eine Hochschule besucht Haben nicht oder nur unregelmäßig die Schule besucht
haben keine Probleme, in ihrer Muttersprache zu lesen und zu schreiben sind in ihrer Muttersprache nicht oder nicht vollständig alphabetisiert
haben eine Fremdsprache (idealerweise mit dem lateinischen Alphabet, z.B. Englisch oder Französisch) gelernt Haben noch keine Fremdsprache gelernt
verfügen über grammatisches und metasprachliches Wissen (z.B. was ein Verb ist) Verfügen nicht über metasprachliches Wissen
Kennen Lerntechniken und wissen, was für ein Lerntyp sie sind Kennen keine Lerntechniken
sind Unterrichtssituationen und können über mehrere Stunden hinweg zuhören und sich konzentrieren Haben evtl. Probleme damit, sich über einen längeren Zeitraum hinweg zu konzentrieren und zuzuhören
kennen verschiedene Aufgabenarten und Bearbeitungsmodi Haben Probleme, Aufgabenstellungen und Übungsformen zu verstehen; haben Probleme, zwischen Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit zu unterscheiden
Können sicher mit Hilfsmitteln (z.B. versch. Stifte; Wörterbuch) umgehen Haben evtl. Probleme, über einen längeren Zeitraum mit der Hand zu schreiben; unsicher im Umgang mit Hilfsmitteln

Aus diesen Unterschieden ergeben sich einige Punkte, die im Unterricht beachtet werden sollten:

Zunächst einmal ist es sinnvoll, lerngewohnte und lernungewohnte TeilnehmerInnen in eigene Gruppen einzuteilen. Der Grund hierfür ist, dass es sehr schwierig ist, allen TeilnehmerInnen gerecht zu werden, wenn sie unterschiedlich schnell Fortschritte machen. Die einen langweilen sich, wenn etwas immer wieder wiederholt wird; die anderen sind überfordert, wenn die nächste Lektion begonnen wird. [Wer noch nicht alphabetisiert ist, braucht natürlich einen Alphabetisierungskurs!]

Ich gehe also jetzt davon aus, dass die Lernwilligen in unterschiedliche Gruppen eingeteilt wurden.  Die folgenden Tipps beziehen sich auf den Unterricht in einer Gruppe mit Lernungewohnten: Weiterlesen