Kategorie: Deutschunterricht

Die vier Fertigkeiten

Im modernen Fremdsprachenunterricht wird zwischen vier Fertigkeiten im Sprachgebrauch unterschieden: Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben.

Hören und Lesen sind rezeptiv, das heißt, die Lernenden sind die Empfänger. Beim Sprechen und Schreiben sind sie die Produzenten.

                 rezeptiv                      produktiv
   mündlich/akustisch                      Hören                      Sprechen
   schriftlich/graphisch                       Lesen                      Schreiben

Die fünfte Fertigkeit? Übersetzen

Gelegentlich wird auch die Fähigkeit, Texte zwischen zwei Sprachen zu übersetzen, als eine der essentiellen Fertigkeiten angesehen. In unserem Fall können wir diese Fertigkeit aber getrost ignorieren. Weiterlesen

Facebook-Gruppen für DaF- und DaZ-LehrerInnen

Zum einfacheren Austausch zwischen DaF- und DaZ-Lehrkräften gibt es mittlerweile einige Facebook-Gruppen, die ich an dieser Stelle kurz verlinken möchte. Diese Gruppen ermöglichen die unkomplizierte Vernetzung mit KollegInnen und den Austausch von Materialien, Tipps und/oder Neuigkeiten rund um Deutsch als Fremdsprache und Deutsch als Zweitsprache.

  • Neu gegründet wurde die Gruppe „Materialsammlung DaF/DaZ: Flüchtlingshilfe konkret!„. Wie der Name schon verrät, geht es um Tipps und Links für die Arbeit mit Flüchtlingen. [Update 01/2017: Die Gruppe ist mittlerweile über 10.000 Mitglieder stark]
  • Eine noch kleine Gruppe, die ebenfalls aus der Flüchtlingsarbeit heraus entstanden ist, ist „DaZhub: Austausch zu Deutsch als Zweitsprache (auch für Laien)„. Genau wie DaF für Flüchtlinge richtet sich auch DaZhub an Laien, die ehrenamtlich in der Sprachvermittlung aktiv sind.
  • Eine allgemeine Gruppe für DaF-LehrerInnen lautet „DaF – Lehrer / Teacher of German as a Foreign Language„. Mit knapp 7000 Mitgliedern findet ein aktiver Austausch unter Profis statt.
  • [Update 01/2017:] Die Gruppe „Pädagogen in der Flüchtlingshilfe“ ist – wie der Name schon sagt – nicht direkt für DaF/DaZler, sondern für Pädagogen allgemein, z.B. BetreuerInnen von UMFs. Dennoch findet man in ihr hilfreiche Anregungen für die Arbeit mit den Geflüchteten.
  • [Update 01/2017:] Neu gegründet für das gleichnamige wb-web-Dossier: „Sprachbegleitung einfach machen!„. In der geschlossenen Gruppe können die Themen des Dossiers vertieft diskutiert werden.
  • Darüber hinaus gibt es auch lokale Gruppen, zum Beispiel „DaF/DaZ Lehrer München„. Schaut einfach mal, ob es für eure Stadt, Region oder euer Bundesland eine Gruppe gibt.

Tipp: Suchfunktion! Facebook bietet die Funktion, innerhalb von Gruppen die Beiträge nach Stichworten zu durchsuchen. Wenn ihr auf der Suche nach einem konkreten Thema seid, zum Beispiel „Präteritum“ oder „Arztbesuch“, solltet ihr auf jeden Fall als erstes die Suchfunktion benutzen.

Lernungewohnte Flüchtlinge im Deutschkurs

Dass die AsylbewerberInnen alles andere als eine homogene Gruppe sind, ist kein Geheimnis. Unter den Geflüchteten befinden sich nicht nur die vielzitierten Ärzte, Ingenieure und weitere Fachkräfte, sondern auch Menschen, die in ihrem Heimatland nur wenige Jahre oder gar nicht zur Schule gegangen sind und über wenig (institutionelle bzw. formale) Bildung verfügen.

Diese Voraussetzungen haben natürlich einen Einfluss auf den Lernprozess im Deutschkurs. Ich möchte an dieser Stelle das Begriffspaar „lerngewohnt“ und „lernungewohnt“ einführen. Beachtet bitte, dass dies nichts mit der Intelligenz, (Sprach-)Begabung oder Motivation zu tun hat. Nur weil jemand lernungewohnt ist, heißt dies nicht automatisch, dass er oder sie „dumm“ ist oder nicht Deutsch lernen kann! Die Lehrkraft steht jedoch vor der Aufgabe, den Unterricht gemäß den Bedürfnissen der lernungewohnten TeilnehmerInnen zu gestalten.

Ein Überblick über die Unterschiede zwischen lerngewohnten und lernungewohnten LernerInnen:
Lerngewohnte TeilnehmerInnen Lernungewohnte TeilnehmerInnen
Haben in ihrer Heimat für mehrere Jahre die Schule und ggf. eine Hochschule besucht Haben nicht oder nur unregelmäßig die Schule besucht
haben keine Probleme, in ihrer Muttersprache zu lesen und zu schreiben sind in ihrer Muttersprache nicht oder nicht vollständig alphabetisiert
haben eine Fremdsprache (idealerweise mit dem lateinischen Alphabet, z.B. Englisch oder Französisch) gelernt Haben noch keine Fremdsprache gelernt
verfügen über grammatisches und metasprachliches Wissen (z.B. was ein Verb ist) Verfügen nicht über metasprachliches Wissen
Kennen Lerntechniken und wissen, was für ein Lerntyp sie sind Kennen keine Lerntechniken
sind Unterrichtssituationen und können über mehrere Stunden hinweg zuhören und sich konzentrieren Haben evtl. Probleme damit, sich über einen längeren Zeitraum hinweg zu konzentrieren und zuzuhören
kennen verschiedene Aufgabenarten und Bearbeitungsmodi Haben Probleme, Aufgabenstellungen und Übungsformen zu verstehen; haben Probleme, zwischen Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit zu unterscheiden
Können sicher mit Hilfsmitteln (z.B. versch. Stifte; Wörterbuch) umgehen Haben evtl. Probleme, über einen längeren Zeitraum mit der Hand zu schreiben; unsicher im Umgang mit Hilfsmitteln

Aus diesen Unterschieden ergeben sich einige Punkte, die im Unterricht beachtet werden sollten:

Zunächst einmal ist es sinnvoll, lerngewohnte und lernungewohnte TeilnehmerInnen in eigene Gruppen einzuteilen. Der Grund hierfür ist, dass es sehr schwierig ist, allen TeilnehmerInnen gerecht zu werden, wenn sie unterschiedlich schnell Fortschritte machen. Die einen langweilen sich, wenn etwas immer wieder wiederholt wird; die anderen sind überfordert, wenn die nächste Lektion begonnen wird. [Wer noch nicht alphabetisiert ist, braucht natürlich einen Alphabetisierungskurs!]

Ich gehe also jetzt davon aus, dass die Lernwilligen in unterschiedliche Gruppen eingeteilt wurden.  Die folgenden Tipps beziehen sich auf den Unterricht in einer Gruppe mit Lernungewohnten: Weiterlesen

Warum DeutschlehrerInnen andere Sprachen lernen sollten

„Andere Sprachen? Jetzt doch? In dem anderen Beitrag hieß es doch, dass man als DaF-LehrerIn nicht zwangsläufig andere Fremdsprachen sprechen muss?!“

Das stimmt. Es ist für den Deutschunterricht an sich nicht notwendig, eine andere Sprache sprechen zu können. Mehrsprachigkeit kann uns dennoch auf verschiedenen Ebenen helfen, guten Unterricht zu machen:

1. Unterschiedliche Sprachstrukturen entdecken

In der Schule lernen wir ja in der Regel Englisch und zusätzlich eine romanische Sprache wie Französisch, Spanisch oder auch Latein. Wer nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, wird gemerkt haben, dass diese Sprachen viele Parallelen aufweisen; sowohl in der Grammatik als auch im Vokabular.

Spannend wird es, wenn man eine Sprache lernt, die sich deutlicher unterscheidet: etwa durch ein anderes Alphabet (z.B. Russisch (Kyrillisches Alphabet) oder Hindi (Devanagari)), oder ein komplett anders aufgebautes Schriftsystem, das eine logographische anstelle einer alphabetischen Schrift benutzt (Chinesisch, zum Teil Japanisch).

Eine ungewohnte Schrift, ganz anders strukturierte Grammatik und Phänomene, die man aus der eigenen Sprache gar nicht kennt, machen einem das Lernen zunächst einmal schwer. Man wird immer wieder dazu gezwungen, die Ausdrucksweise mit der eigenen Muttersprache zu vergleichen und setzt sich automatisch mehr damit auseinander. Weiterlesen

Die Unterrichtssprache im Deutschkurs

oder: welche Sprachen muss ich sprechen können, um Flüchtlingen Deutsch beizubringen?

Via Facebook und Twitter haben mich mittlerweile schon einige Fragen zum Deutschkurs erreicht – und eine war immer gleich: Die Frage nach der Verständigung.

Die meisten Flüchtlinge haben Muttersprachen, die hier in Deutschland nicht sehr geläufig sind, z.B. Arabisch, oder von denen hier außer einer Handvoll Sprach- und AfrikawissenschaftlerInnen noch nie jemand etwas gehört haben, zum Beispiel Tigrinya, eine der Sprachen in Eritrea.

Einige Flüchtlinge verfügen über Kenntnisse in hier verbreiteten Sprachen wie Englisch, Französisch, Russisch oder Italienisch; aber zunächst einmal ist davon auszugehen, dass Lehrkraft und KursteilnehmerInnen keine gemeinsame Sprachgrundlage haben.

Mich erreichten deshalb Fragen wie:

  • Muss ich Arabisch können, um Deutsch unterrichten zu können?
  • Mein Englisch ist ziemlich eingerostet – reicht das, um deutsche Grammatik zu erklären?
  • Wie verständige ich mich mit den KursteilnehmerInnen?!

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[Download] Checkliste Unterrichtsraum

Download Checkliste Unterrichtsraum

Gibt es…

  • ausreichend Tische und Stühle für ____ Personen?
  • eine Tafel, ein Whiteboard oder einen Flipchart? (bei Tafel: gibt es in der Nähe ein Wasserzugang, um den Schwamm zu reinigen?)
  • Toiletten?
  • die Möglichkeit, die Wände zu bekleben?
  • einen abschließbaren Schrank/ die Möglichkeit, einen Schrank dort aufzustellen?
  • genug Fenster für Licht & Belüftung?
  • eine Heizung?
  • Steckdosen?

 

Zugang:

  • Zu welchen Zeiten ist das Gebäude zugänglich?
  • Ist es möglich, den Unterrichtsraum zu der Zeit zu nutzen, in der die Kinder der KursteilnehmerInnen betreut werden?
  • Ist der Unterrichtsraum abgeschlossen?
  • Kann der/die LehrerIn einen Schlüssel bekommen oder ist man von Dritten abhängig, die den Raum auf- und zuschließen?

 

Lage:

  • ist der Unterrichtsort fußläufig zu erreichen?
  • welche Bus/Straßenbahnhaltestellen sind in der Nähe?
  • welche Linien fahren die Bus/Straßenbahnhaltestellen an?

 

 

Wie finde ich einen Unterrichtsraum für den Sprachkurs?

Dieser Beitrag richtet sich an Ehrenamtlich in Orten, an denen es noch überhaupt keinen Sprachkurs gibt. Wenn in eurer Stadt bereits entsprechende Strukturen und Räumlichkeiten vorhanden sind, könnt ihr den Beitrag überspringen!

In diesem Vlog und Blogpost geht es darum, welche Ausstattung ein potentieller Unterrichtsraum braucht und welche Institutionen über passende Räumlichkeiten verfügen, die man eventuell mitbenutzen darf. Weiterlesen