Rückblick auf den 1. Fachtag DAFF

Am 26. August fand der 1. Fachtag DAFF an der TU Dresden statt: Zu dem Oberthema Deutsch von Anfang an für Flüchtlinge fördern trafen VertreterInnen der Wissenschaft, Verlage und Institutionen auf haupt- und ehrenamtliche SprachlehrerInnen.

Panel: Fragen und Thesen

Im Anschluss an die Eröffnung des Fachtags moderierte der FaDaF-Vorsitzende Dr. Matthias Jung das Panel mit fünf Vertreterinnen und Vertretern aus den verschiedenen Bereichen:

  • Dr. Rebecca Zabel vom Herder-Institut Leipzig, einer Ausbildungsstätte für DaF/DaZ-Lehrkräfte
  • Dorothea Spaniel-Weise, u.a. tätig an der Uni Jena und als Autorin
  • Dr. Christina Schanzleh, Mitarbeiterin bei Langenscheidt, ehrenamtliche Deutschlehrerin und Autorin des praxisorientierten Lehrwerks Komm rein! (Rezension)
  • Rico Ehren, Lehramtsstudent und seit 2013 Sprachbegleiter im Dresdner Verein DAMF
  • Dr. Solveig Bruder, Geschäftsführerin des Vereins Jugend ∙ Arbeit ∙ Bildung e.V.

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Die fünf Teilnehmenden stellten während des Panels ihre Perspektiven dar: von der wissenschaftlichen Seite mit dem Wunsch nach einer Verzahnung von Theorie und Praxis bis zu detaillierten Erfahrungsberichten aus dem Unterrichtsalltag und der erschwerten Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Akteuren in der Flüchtlingsarbeit. Die Besucherinnen und Besucher des Fachtags konnten durch Fragen oder Kommentare an der Panel-Diskussion teilnehmen.

Während des fast anderthalb Stunden dauernden Panels wurden wichtige Stichwörter, Fragen und Diskussionspunkte mitgeschrieben und thematisch gruppiert. Diese Sammlung diente als Gedankenstütze für die Arbeit in den Disqspaces.

Disqspace 1 & 2

Bereits bei der Anmeldung für den Fachtag DAFF musste man sich für die Teilnahme an einem der beiden Disqspaces entscheiden.

  • Disqspace 1: Spezifik der Angebotsstrukturen und Systematisierung des Zusammenwirkens
  • Disqspace 2: Qualifizierung ehrenamtlicher Sprachbegleiter_Innen

Zu meiner Überraschung hatte sich die Mehrheit für D1 entschieden. Für mich erschien D2 interessanter, da ich gerade auch selber an einem Qualifizierungsangebot für Ehrenamtliche arbeite.

Das Konzept der Disqspaces sah vor, dass nach kurzer Vorstellungsrunde ein „Galerierundgang“ stattfindet und sich anschließend Kleingruppen zu verschiedenen Themen bilden. In D2 bestand die „Galerie“  aus Postern, auf denen verschiedene (bereits bestehende) Modelle der Qualifizierung vorgestellt wurden, u.a. das Darmstädter Modell, das Wormser Modell (beide an der TU Darmstadt entwickelt) und das Schulungskonzept des Dresdner Vereins DAMF. Die insgesamt rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des D2 teilten sich in zwei Gruppen auf: die eine beschäftigte sich mit den Wünschen und Interessen der Ehrenamtliche, die andere Gruppe besprach weitere Qualifizierungsmodelle. Glücklicherweise befanden sich in unserer Gruppe verschiedene VertreterInnen von Universitäten, Verlagen und anderen Einrichtungen (Goethe Institut,  Deutsch Uni Online). Die Vorstellung und Besprechung der Modelle nahm den Großteil der für die Arbeit in den Disqspaces veranschlagte Arbeit in Anspruch. Am Ende erstellten wir eine Liste mit Inhalten, die eine gute Schulung für ehrenamtliche SprachhelferInnen auf jeden Fall oder optional beinhalten sollte. Es wurde schnell klar, dass die Anforderungen an eine Schulung stark von dem Rollenverständnis abhängt: Sollen die Ehrenamtlichen als SprachhelferInnen/ SprachbegleiterInnen lediglich als Unterstützung zu einem regulären und qualifizierten Sprachunterricht dienen, oder sollen sie selber den Sprachunterricht durchführen?

Abschlussplenum

Im Abschlussplenum am Wochenende stellten die Gruppen aus den Disqspaces ihre Themen, ihre Überlegungen und Lösungsvorschläge vor. Es hat sich herausgestellt, dass die Aufteilung in Kleingruppen im D1 deutlich besser geklappt hat als bei unserem D2.

Die besprochenen Themen waren unter anderem:

  • Geringer Anteil von Frauen in Sprachkursen
  • Vernetzung von Akteuren in der Flüchtlingsarbeit
  • Zweitschrifterwerb
  • Fördermöglichkeiten für Akademiker
  • Selbstverständnis und Wünsche von Ehrenamtlichen
  • Qualifizierungsmodelle

& mehr…

Parallel zu den geplanten Programmpunkten gab es mehrere Stände, an denen Verlage ihre aktuellen Lehrwerke und Unterrichtsmaterialien vorstellten. Man hatte die Möglichkeit, in den Titeln zu blättern, Fragen zu stellen, Prospekte und kostenlose Goodies (z.B. kleine Bildwörterbücher) mitzunehmen.

Die Mittagspause verbrachten wir in der Alten Mensa, die nur wenige Gehminuten vom Veranstaltungsort entfernt war. Das war eine nette Gelegenheit, um auch mit denjenigen ins Gespräch zu kommen, die den anderen Disqspace gewählt hatten. Es hat mich persönlich sehr gefreut, dass mich mehrere Personen auf meinen Blog angesprochen haben!

Nach dem Abschlusspanel gab es dann die Gelegenheit für weiteres Networking. Bei Snacks und Getränken besprachen wir die beim Panel vorgestellten Überlegungen. Ich hoffe auch, dass sich aus den Kontakten die ein oder andere Zusammenarbeit für diesen Blog ergibt.

Organisation

Obwohl der Fachtag DAFF zum ersten Mal stattgefunden hat, verlief die Organisation super und der Zeitplan wurde eingehalten. Das Organisationsteam um Dr. Anja Centeno García und Kathrin Tittel hat den Fachtag sehr gut vorbereitet und geleitet. Ich hoffe, dass es spätestens in einem Jahr einen zweiten Fachtag geben wird.

Die Frage nach der Rolle des Ehrenamts wird seit Monaten diskutiert. Auch wenn der Fachtag DAFF sehr interessant für den Austausch und das Knüpfen von Kontakten war, kann man natürlich nicht erwarten, dass innerhalb einiger Stunden umfassende Lösungen entwickelt werden. Mir persönlich hat die Arbeit im Disqspace geholfen, das Programm für mein Weiterbildungsangebot zu finalisieren.

Ich hatte den Eindruck, dass sich vor allem die aus Dresden und Umgebung angereisten Ehrenamtlichen mehr konkrete Hilfestellungen für ihre Arbeit vor Ort erhofft hatten. Aber – um Frauke vom Sprachnetz Thüringen zu zitieren: So ist das halt in der Wissenschaft, da hat man am Ende mehr Fragen als Antworten.