In Konversationskursen steht – wie der Name schon vermuten lässt – die Konversation im Vordergrund. Sie sind eine Ergänzung zum „normalen“ Deutschkurs. Es werden keine neuen Themen eingeführt und geübt; stattdessen trainiert man die Fertigkeiten Hören und Sprechen.
Ein Konversationskurs kann verschiedene Ziele haben:
- die Sprechzeit der einzelnen Lernenden ausdehnen
- die Scheu vorm Sprechen verringern
- Redemittel kennen lernen und anwenden
- Aussprache trainieren
In einem Konversationskurs müssen nicht alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer das gleiche Niveau haben. Im Gegenteil: es kann sehr erfrischend sein, wenn sich Leute treffen, die normalerweise nicht in der gleichen Lerngruppe sind.
Wenn man möglichst viele potentielle Teilnehmende erreichen will, sollte man seinen Konversationskurs offen gestalten: wechselnde Themen, keine Progression, keine Teilnahmepflicht oder -kontrolle.
Auch wenn „nur geredet“ wird, bedeutet das nicht, dass der Konversationskurs keiner Vorbereitung bedarf. Es ist nicht so einfach, das Gespräch erst einmal in Gang zu bekommen. Gerade für Schüchterne ist die Aufforderung „erzähl mal“ einschüchternd. Die Aufgabe der Lehrerin oder des Lehrers ist es, für die Konversation einen Rahmen festzustecken.
Die Rolle der Lehrkraft
Im Konversationskurs fungiert die Lehrkraft hauptsächlich als Moderatorin oder Moderator:
- Das Gespräch wiederbeleben, wenn es ins Stocken gerät
- ruhige TN animieren
- lebhafte TN bremsen
- Hilfestellung anbieten
- positive Atmosphäre schaffen
- Spiele und Aufgaben erklären
- Korrektur
Konversationskurse können auch von wechselnden Lehrkräften abgehalten werden und bieten eine schöne Möglichkeit für Unerfahrene, mal hineinzuschnuppern: Die Moderation eines Spiels oder einer Diskussion kann einen Einblick bieten, wie es sich anfühlt, einen echten Kurs zu leiten.
Konkrete Ideen für den Konversationskurs
Themenstunden oder -tage: Legt ein Thema für den Tag fest, z.B. Essen, Haus & Garten oder Urlaub. Sprecht nur über dieses Thema. Das wird einfacher, wenn man sich Moderationsfragen überlegt, z.B. Was war dein schönster Urlaub? oder Was packst du in deinen Koffer? Bereitet Vokabellisten vor, um den TN auf die Sprünge helfen zu können, wenn die Worte fehlen.
Spiele: In vielen Spielen steht die Sprache im Mittelpunkt, etwa Tabu. Die Begriffe für das Spiel können von der Lehrkraft vorbereitet werden – passend zu den Interessen der TN oder der aktuellen Lektion im ’normalen‘ Kurs. Im Internet und im Buchhandel gibt es weitere Ideen für kommunikative Spiele.
Referate: Wenn die Konversationskursgruppe stabil ist, kann man auch Termine für Referate vergeben und die TN bitten, für die nächste Stunde einen kurzen Vortrag vorzubereiten. Dabei sollte es um ein Thema gehen, das dem TN liegt und Spaß macht. Sie können beispielsweise ihr Hobby, ihren Beruf oder ihre Heimatstadt vorstellen. Die Vorträge sollten nicht mehr als fünf Minuten dauern und können mit der Aufgabe, ein Poster oder eine Powerpoint-Präsentation zu erstellen, verbunden werden. Im Anschluss können die anderen TN Fragen stellen.
Diskussionen: Debatten sind ein tolles Format für den Konversationskurs! Man kann entweder zwei Teilnehmende miteinander diskutieren lassen und die anderen haben die Aufgabe, abzustimmen, wer sie mehr überzeugt hat. Alternativ kann man die komplette Gruppe in zwei Lager teilen: Team A gegen Team B – wer kann überzeugen? Man kann die Diskussion vorher vorbereiten, indem man einen kurzen Text (z.B. einen kurzen Zeitungsartikel oder ein Video) bearbeitet, das Argumente enthält und „Futter“ für die Diskussion bietet. Wenn man es kurz und knackig halten will, greift man eine bekannte These (z.B. Rauchverbot) auf oder diskutiert eine verrückte Idee.
Bildbeschreibungen: Interessante Bilder, Wimmelbilder, Karikaturen und Comics bieten zahlreiche Sprechanlässe. Man kann auch Comics vorbereiten, indem man die Sprechblasen leert und es den TN zur Aufgabe macht, ihre eigenen Dialoge zu spinnen. (Beliebt: Vater und Sohn)
Rollenspiele: Die Teilnehmer können im Konversationskurs in verschiedene Rollen schlüpfen, z.B. Verkäuferin und Marktbesucherin, Kellner und Gast, oder Touristengruppe und Einheimische. Mit authentischem Material kann man Orte wie einen Marktstand oder einRestaurant „aufbauen“. Als Accessoires können echte Gegenstände (Obst, Geschirr) und authentisches Sprachmaterial (z.B. Speisekarte, Werbeprospekt, Stadtplan) dienen. Wenn dieses nicht zur Verfügung steht, kann man Begriffe auf Karteikarten schreiben und auf die Fantasie der TN setzen. Im Rollenspiel können alltägliche Szenen nachgespielt werden. Für mehr Humor kann man auch Szenen „überdrehen“; z.B. mit einem besonders pingeligen Gast im Restaurant.
Die deutsche Sprache unter die Lupe nehmen: Es gibt viele spaßige Aspekte der Sprache – abseits von Grammatik und Co. Man kann zum Beispiel deutsche Sprichwörter in den Mittelpunkt stellen.
Musik: Deutsche Musik hören und die Songtexte analysieren: viel Material gibt es vom Goethe-Institut (Lautstark, GI Frankreich) und der Deutschen Welle (Bandtagebuch).
Interviews: Die TN interviewen sich gegenseitig zu verschiedenen Themen. Besonders interessante Ergebnisse können im Plenum vorgestellt werden. Schöner Nebeneffekt: die TN lernen sich untereinander besser kennen. Alternativ kann man auch einen Gast einladen und diesen befragen.
Tipp: Weitere Ideen für Fortgeschrittene gibts bei Tutorcompass.
Das muss man bei der Vorbereitung eines Konversationskurses beachten
Ihr seht, es gibt eine große Anzahl an Möglichkeiten für die Gestaltung des Kurses. Natürlich lässt sich die obige Liste noch ergänzen! Viele Themen lassen sich auch kombinieren, z.B. der „Thementag: Meine Stadt“ in Verbindung mit einem Rollenspiel (Touristen in der Stadt).
Bei der Auswahl der Aktivitäten solltet ihr die Interessen, die Lernmotivation und Vorkenntnisse beachten: Soll der Kurs nur Spaß machen? Soll eine bestimmte Fertigkeit oder Methode trainiert werden? Für zukünftige Studenten ist es beispielsweise nützlich, ihre Präsentationsfähigkeit zu trainieren.
Im zweiten Schritt überlegt ihr: Was müssen die TN können, um diese Aufgabe bewältigen zu können? Welche Vokabeln, Redemittel und Grammatikstrukturen sind notwendig oder hilfreich? Tipp: Ihr könnt diese Vokabeln auch während des Kurses visualisieren, indem ihr zum Beispiel eine Mindmap an die Tafel oder ein Poster malt und darin die Wörter und Phrasen zum heutigen Thema sammelt.
Bereitet diese vor! Erstellt Listen mit Vokabeln und Redemittel, um die Konversation zu unterstützen. Wenn ihr Texte einsetzt, solltet ihr überprüfen, ob ihr sie kürzen, schwierige Sätze vereinfachen oder Vokabelhilfen bieten müsst.
Viele Lernende haben Scheu vorm Sprechen. Es ist ihnen unangenehm, im Mittelpunkt zu stehen und sie haben Angst davor, Fehler zu machen und sogar dafür ausgelacht zu werden. Andere Lernende hingegen sind sehr aktiv und laufen Gefahr, den Schüchternen die Show (und Sprechzeit) zu stehlen. Ihr solltet euch darauf vorbereiten, in diesem Fall moderierend einzugreifen. Vielleicht hilft es auch, gemeinsam Regeln für den Konversationskurs aufzustellen. Ich lasse den anderen aussprechen, Ich lache nicht über Fehler, …)
Und was ist mit den Fehlern?
Denkt daran: Das Hauptziel dieser Kursform ist, Leute zum Sprechen zu bringen. Deshalb solltet ihr den Redefluss eurer TN auf keinen Fall stören, um sie auf einen Fehler hinzuweisen oder sie zu korrigieren. Beobachtet lieber die Fehler, macht euch Notizen und sprecht bei Gelegenheit oder am Ende der Stunde einige Phänomene an, die ihr mehrmals beobachtet habt. Haltet die Korrekturen anonym (Silvana hat gesagt -> Jemand hat gesagt).
Nicht jeder Fehler muss korrigiert werden. Im Gegenteil, achtet mal darauf, wie viele Fehler auch Muttersprachler in ihren mündlichen Texten machen.
Ich hoffe, dass ich euch mit diesen Tipps dazu motivieren konnte, einen eigenen Konversationskurs anzubieten. Schreibt gerne eure Ideen und Methoden als Kommentar dazu.
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