Ehrenamt: 7 Kursarten zum Deutschlernen

Auf welche Art und Weise können Ehrenamtliche Geflüchteten und Migranten dabei helfen, Deutsch zu lernen? In diesem Beitrag liste ich die verschiedenen Kursarten zum Deutschlernen auf – und was man dafür braucht.

Lernangebote für Einzelpersonen

Nachhilfe

Nachhilfe findet begleitend zu einem Kurs oder einem anderen Lernangebot statt. Schwache Schülerinnen und Schüler können durch Nachhilfe den Anschluss an den Kurs (wieder-)erlangen.

In der Nachhilfe werden in der Regel die Themen aus dem Kurs wiederholt. Man kann dazu das Lehrwerk verwenden und Übungen machen, die im Kurs ausgelassen wurden. Zur weiteren Vertiefung spezieller Themen kann man zusätzliche Online-Übungen oder Arbeitsblätter heraussuchen. Bitte achtet dabei darauf, jegliche Materialien auf ihre Richtigkeit und Eignung zu überprüfen.

Einzelunterricht

Einzelunterricht ist quasi ein Kurs für eine Person. Eine Lehrerin/ein Lehrer und eine Schülerin/ein Schüler lernen regelmäßig und meist auf Basis eines Lehrwerks.

Da die meisten Lehrwerke auf Gruppenunterricht ausgerichtet sind, kann man im Einzelunterricht verschiedene Sozialformen und Spiele nicht durchführen. Laut Tipps in einer DaF-Gruppe auf Facebook sollen die Lehrwerke Begegnungen (Schubert), Menschen und Themen (Hueber) sowie Aspekte (Klett) ganz gut für Einzelunterricht geeignet sein.

Man kann im Einzelunterricht auch spezielle Themen üben, zum Beispiel die Aussprache oder das Schreiben bestimmter Textsorten. Das ist insbesondere spannend für Lernende, die sich gezielt auf einen bestimmten Beruf oder eine Prüfung vorbereiten.

Im Gegensatz zur Nachhilfe, bei der die Unterrichtsplanung in der Hand der Kursleitung liegt, muss man bei der Planung von Einzelunterricht über mehr didaktisches und methodisches Wissen verfügen.

Tandem

Im Tandem lernen beide TeilnehmerInnen voneinander. Diese Form des Lernens ist unter Studierenden weit verbreitet, die eine Fremdsprache studieren oder einen studienbegleitenden Sprachkurs machen. Aber auch als Hobby oder als Vorbereitung für einen Urlaub kann man eine Sprache via Tandem lernen.

Beim Tandem sucht man also eine/n Muttersprachler aus der Sprache, die man lernt, und hilft ihm oder ihr im Gegenzug beim Deutschlernen.

Tandems treffen sich normalerweise regelmäßig (z.B. einmal pro Woche) und teilen die Zeit gleichmäßig ein. Es gibt Tandempartner, die den Fokus auf das Sprechen und Hören legen. Sie sprechen dann die erste Hälfte der Zeit nur in der einen, die andere Hälfte in der anderen Sprache. Andere Paare bereiten einen Text oder eine Aufgabe vor und lassen sich diese dann von ihrem Partner berichtigen und die Fehler erklären.

In Uni-Städten gibt es oft „Vermittlungsstellen“ für Tandempartner. Der Vorteil bei Tandemtreffen ist, dass man schnell neue Leute kennenlernt und sich so auch Freundschaften entwickeln können.

Für die meisten Geflüchteten wird es schwierig, einen Tandempartner zu finden, da ihre Muttersprachen in Deutschland selten gelernt werden. Aber vielleicht finden sie jemanden, der sich aus sprachwissenschaftlicher und kultureller Neugierde für ihre Herkunftssprachen interessiert und ein Tandem sucht.

Linktipp: Tandem-Ideen Uni Marburg

Lernangebote für Gruppen

Kurs

An zahlreichen Orten organisieren Ehrenamtliche komplette Kurse für Geflüchtete, insbesondere für Menschen mit schlechter oder unklarer Bleibeperspektive, die keinen Zugang zum Integrationskurs haben und sich den Besuch einer regulären Sprachschule nicht leisten können.

Für die Organisation eines Kurses müssen einige Entscheidungen hinsichtlich Ausrichtung, Lehrwerk und Zielen getroffen werden.

Die Person, die diesen Kurs übernimmt, sollte sich didaktisch-methodische Grundkenntnisse aneignen und regelmäßig Zeit für den Kurs und die Vor- und Nachbereitung haben. Es handelt sich vermutlich um die arbeitsintensivste ehrenamtliche Tätigkeit auf dieser Liste.

Linktipp:  Leitfaden für den Einstieg – einen eigenen Kurs planen

Konversationskurs

In einem Konversationskurs steht das Sprechen im Vordergrund – denn in normalen Kursen kommt jede/r Lernende ja meist nur kurz zu Wort.

Man kann jeden Konversationskurs unter ein Motto stellen und zum Beispiel über die Themen Urlaub, Familie oder Hobby sprechen. Da ein Konversationskurs in der Regel nicht über Progression verfügt, ist er auch für lose Gruppen mit Teilnehmern unterschiedlicher Niveaustufen geeignet.

Die Rolle der Lehrkraft liegt in der Vorbereitung der Stunde (Thema auswählen, ggf. Text oder Aufgabe heraussuchen; Glossar anlegen) sowie in der Moderation. Wenn das Gespräch ins Stocken gerät, kann es der Kursleiter/die Kursleiterin wieder anfeuern.

Mehr Infos und eine Reihe praktischer Ideen findest du im Artikel „Mehr miteinander sprechen – Ideen für den Konversationskurs„.

Sprachcafé

Das Sprachcafé verbindet den Konversationskurs mit dem Zusammensein in einem normalen Café. Es wird in der Regel nichts oder nur wenig vorbereitet. Die Gespräche ergeben sich spontan aus dem Alltag. Geflüchtete, Migranten und Deutsche treffen sich bei Kaffee, Tee und Snacks.

Der Fokus liegt auf dem Knüpfen von Kontakten und dem Hören und Sprechen in Alltagssprache.

Sprachcafés finden idealerweise in Räumlichkeiten statt, in denen die Infrastruktur für die Bewirtung (Kühlschrank, Spüle, Geschirr, etc) bereits gegeben ist. Das können kirchliche Gemeindehäuser, Jugendtreffs oder städtische Gebäude sein.

Alternativ kann man das Sprachcafé in eine „echte“ Gastronomie verlegen.

Linktipp: Erfolgreich eigene Sprachcafés organisieren

Hausaufgabenbetreuung

Die Hausaufgabenbetreuung ist ein Zusatzangebot zu institutionellen oder ehrenamtlichen Kursen. Sie kann einen Rahmen schaffen:

  • für Lernende mit hohem Unterstützungsbedarf
  • für Lernende, die sich unsicher fühlen und viel Lehrerfeedback wünschen
  • für Lernende, die in ihrem Alltag wenig Zeit und Ruhe für ihre Hausaufgaben haben (z.B. durch ihre Familie oder eine Unterbringung in großen und lauten Unterkünften)

Für eine Hausaufgabenbetreuung muss in der Regel nichts extra vorbereitet werden – besprochen wird, was die TN mitbringen. Es bietet sich jedoch an, möglichst mehrere ehrenamtliche Helfer vor Ort zu haben. Um die Geräuschkulisse niedrig zu halten, wäre ein Ort ideal, an dem man sich für Gespräche in Nebenräume zurückziehen kann, um niemanden bei der Stillarbeit zu stören.


Welche ehrenamtliche Tätigkeit ist für mich passend?

Wer nur „ab und zu“ ehrenamtlich mithelfen möchte, ist wahrscheinlich im Sprachcafé oder bei der Hausaufgabenbetreuung am besten aufgehoben.

Die Leitung eines eigenen Sprach- oder Konversationskurses ist mit mehr Verantwortung verbunden. Wer über mehrere Monate hinweg regelmäßig Zeit aufbringen kann, kann das versuchen.

Die 1:1-Betreuung oder -Nachhilfe bietet sich für Ehrenamtliche an, die gerne eine tiefere Beziehung zu einer Person aufbauen möchten. Viele Ehrenamtliche übernehmen hier auch eine Doppelfunktion als Sprachbegleitung beim Deutschlernen einerseits und Begleitung zu Behördengängen oder Alltagshilfe andererseits.

Wer ganz neu ins Ehrenamt hereinschnuppert, kann ja zunächst einmal als Gast die erfahrenen Ehrenamtlichen begleiten und im Anschluss entscheiden, welche der Kursarten zum Deutschlernen ihm oder ihr am meisten Freude bereitet.