Rückblick auf die Workshops im Sept/Okt 2016

In den letzten Wochen konnte ich drei DaF-Workshops für Ehrenamtliche durchführen, die durch den Flüchtlingsrat Baden-Württemberg e.V. als Kleinprojekt finanziert wurden. In diesem Blogpost möchte ich einige Ausschnitte aus dem Projektbericht veröffentlichen und Interessierten zeigen, wie diese Workshops abgelaufen sind.

Vorbereitung der Workshops

Baden-württemberger Asylfreundeskreise und andere Vereine, die Kurse oder andere Sprachförderangebote für Flüchtlinge anbieten, konnten sich im August mit Hilfe eines Formulars um einen Workshop ‚bewerben‘. Ich habe drei Vereine ausgewählt und mich mit den Ansprechpartnerinnen in Verbindung gesetzt. Wir besprachen die Situation vor Ort (Wie viele Geflüchtete? Welche Kurse/Strukturen bestehen? Niveau, Ausgangssprachen etc.? Welchen Hintergrund haben die Lehrenden?), aktuelle Probleme und Themenwünsche. Basierend auf diesen Informationen habe ich für jeden der drei Workshops ein individuelles Programm aufgestellt.

Vorbereitungsschritte:

  • Vorbereitungsgespräche
  • Auswahl und Aufbereitung der Themen (basierend auf Unterlagen aus dem Studium, Literatur zur Ausbildung von DaF/DaZ-Lehrkräften und eigenen Erfahrungen)
  • Erstellung von Arbeits- und Merkblättern
  • Erstellung von Visualisierungskonzepten für Flipcharts bzw. Erstellung einer Powerpoint-Präsentation
  • Vorbereitung von Mappen

Die Workshops konnten aufgrund der Sommerferien erst ab Mitte September stattfinden, da sonst viele Ehrenamtliche aufgrund von Urlaubsreisen oder fehlender Kinderbetreuung nicht hätten teilnehmen können.

Am 24.08. war ich in Bad Ditzenbach, am 02.10. in Großbettlingen und am 04.10. in Freudenstadt. Bei den ersten beiden Workshops bestand die Gruppe jeweils aus den Sprach-Teams der örtlichen Asylarbeitskreise. In Freudenstadt trafen sich jeweils ein oder zwei Aktive aus Asylarbeitskreisen in unterschiedlichen Dörfern und Gemeinden des Landkreises.

Ziele der Workshops

Die Workshops hatten das übergeordnete Ziel, den ehrenamtlichen Tipps und Strukturen für ihre Sprachförderung mitzugeben. Dazu kommt natürlich der motivierende Faktor: Durch den Austausch untereinander und mit mir, das Besprechen von Problemen und die neuen Impulse sollten die Ehrenamtlichen neue Motivation für ihre Tätigkeiten bekommen.

Ablauf der Workshops

In jedem Workshop haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer (TN) zu Beginn einen Fragebogen erhalten, der abfragt, was aktuell gut und schlecht läuft, was aktuelle Fragestellungen sind und was sich der/die TeilnehmerIn vom Workshop erhofft. Diese Fragebögen wertete ich während der Übungsphasen auf und konnte auf einige gestellte Fragen direkt im Laufe des Workshops eingehen.

Ebenfalls zu Beginn des Workshops bekamen die TN eine Mappe ausgehändigt, in der sich bereits eine Literaturliste befand; beim dritten Workshop (Freudenstadt) zusätzlich ein Merkblatt und zwei Texte, die bereits hier im Blog erschienen sind (zu Motivation und Hausaufgaben). Die im Laufe des Workshops ausgeteilten Arbeitsblätter und Notizen sollten direkt eingeheftet werden können, damit die TN im Anschluss eine vollständige Mappe zur Nachbereitung des Workshops bzw. Auffrischung besprochener Inhalte zur Hand haben. Die jeweilige Ansprechpartnerin bekam von mir eine Mappe mit allen Arbeitsblättern als Kopiervorlage für andere Ehrenamtliche im jeweiligen Asylarbeitskreis.

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Bei meinen Workshops ist es mir wichtig, dass die TN viel selbst machen und erleben. Dazu gehören sowohl Analysen anhand authentischer Lehrwerke und Aufgaben als auch Selbsterfahrungen in Bezug auf die Unterrichtssituation. So haben wir beispielsweise bei jedem Workshop die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Sozialformen besprochen (z.B. Partner- vs. Gruppenarbeit). Im Verlauf der folgenden Übungen mischte ich die Sozialformen durch, so dass die theoretisch besprochenen Vor- und Nachteile auch selbst erlebt und reflektiert wurden.

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Für die Pausen oder Leerlaufphasen (z.B. wenn eine Gruppe schneller mit einer Aufgabe fertig war als die andere) legte ich zahlreiche Lehrwerke und Weiterbildungsbücher zur Ansicht aus. Dadurch sollten die TN die Möglichkeit bekommen, Einblicke in verschiedene Lehrwerke zu bekommen, die in örtlichen Buchhandlungen nicht auf Lager sind.

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Themen der Workshops

In den Workshops wurden verschiedenste Themen besprochen:

  • Die vier Fertigkeiten
  • Übungen und Aufgaben
  • Arbeits- und Sozialformen
  • Unterrichtsplanung
  • Visualisierungen an Tafel oder Flipchart erstellen
  • Grammatik und Wortschatz
  • Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen (GER)
  • Lehrwerkanalyse
  • Heterogenität und Binnendifferenzierung
  • Spiele im Unterricht
  • Selbsterfahrung Alphabetisierung (Japanisch)

Die Auswahl und Länge der Themen für den jeweiligen Workshop basierte auf dem Vorgespräch mit der Ansprechpartnerin. So haben wir oft den GER nur ganz kurz besprochen, da er den meisten TN schon bekannt war. Für die Analyse dreier Lehrwerkslektionen zu dem gleichen Thema nahmen wir uns anschließend viel mehr Zeit.

Selbsterfahrung

Speziell für die Workshopreihe habe ich eine Übung zur Selbsterfahrung entwickelt. Dabei ließ ich die Teilnehmer zunächst fünf Wörter zum Thema Sommer in einem Wortgitter suchen. Als Ansporn bekam die schnellste TN eine Süßigkeit als Belohnung. Dann führte ich die japanische Schreibweise des Wortes Sushi (in einfacher Hiragana-Silbenschrift) ein und ließ die TN in einem weiteren Wortgitter das Wort Sushi auf Japanisch suchen. Anschließend sollten die TN mit Hilfe einer Hiragana-Tabelle bekannte japanische Wörter (Sushi, Tatami etc.) sowie ihren Namen mit Hiragana-Silben schreiben. Der letzte Teil der Übung bestand aus dem Schreiben mehrerer komplexer Schriftzeichen (Kanji, ‘chinesische Schriftzeichen’).

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Das übergeordnete Ziel dieser Übung war eine Sensibilisierung für die Schwierigkeit, sich in ein fremdes Schriftsystem einzufinden, da viele AsylbewerberInnen diese Aufgabe ebenfalls bewältigen müssen.

Weitere – hoffentlich – eingetretene Erkenntnisse und Erfahrungen:

  • ungewohntes Schreibgefühl auch bei kompetenten SchreiberInnen
  • ‘unordentliches’, kindliches Schriftbild
  • Regeln eines anderen Schriftsystems entdecken -> Reflexion über eigenes Schriftsystem
  • Gefühl der ‘Machtlosigkeit’ angesichts der fremden Zeichen

Fazit

Ich hoffe, dass sich der Aufwand in der Vorbereitung und Materialerstellung gelohnt hat und die Ehrenamtlichen viele neue Ideen oder Antworten auf Fragen mit in ihre weitere ehrenamtliche Arbeit nehmen konnten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich gut auf mein Workshopkonzept eingelassen und mitgemacht – vielen Dank dafür!

Ich persönlich habe auf jeden Fall auch etwas mitgenommen: Ideen und Impulse, die ich zum Beispiel für Beiträge hier auf dem Blog nutzen möchte.

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