Kategorie: Deutschunterricht

Hausaufgaben – auch in freiwilligen Deutschkursen?

Nutzen und Effektivität von Hausaufgaben werden immer wieder diskutiert. Ich persönlich muss sagen, dass ich als Kind fast immer meine Hausaufgaben gemacht habe und denke, dass sie einen großen Beitrag zu meinem Lernerfolg geleistet haben. Privat bin also auf jeden Fall ein Fan von Hausaufgaben. Das bedeutet aber nicht, dass ich auch in meiner Rolle als Lehrerin immer dazu neige, Hausaufgaben aufzugeben.

Vor allem bei freiwilligen Deutschkursen ohne Anwesenheitspflicht, Notendruck und Prüfungen stellt sich die Frage: Sollen überhaupt Hausaufgaben aufgegeben werden? Weiterlesen

Frage & Antwort, Teil 3: Wörterbuch

Frage:

Hallo, 
kannst du ein Wörterbuch für Kurdisch empfehlen?
Wir wollen es Schülern zur Verfügung stellen.
Danke.

Antwort:

Hallo S.,

leider kann ich dir kein Wörterbuch für Kurdisch empfehlen, da ich (a) bisher keine kurdischen SchülerInnen hatte und (b) im Anfangsunterricht keine Wörterbücher einsetze.

Beim Unterricht mit Flüchtlingen bzw. generell mit Anfängern sprechen mehrere Gründe gegen Wörterbücher: Weiterlesen

Erfahrungsbericht von Mandy: Ehrenamtlich Deutsch unterrichten

Die 26 Jahre alte Mandy hat in Leipzig Germanistik und Translation studiert. Unmittelbar nach der Abgabe ihrer Masterarbeit begann sie, ehrenamtlich Deutschunterricht für Geflüchtete zu geben. Dies ist ihr Erfahrungsbericht:

Im Sommer zogen die ersten Geflüchteten in die Turnhalle meiner Uni. Während manche sich darüber aufregten, dass schon wieder eine Turnhalle zweckentfremdet wird, wollte ich helfen. Weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass es immer besser ist zu helfen, statt zu meckern.

Anfangs wusste ich nicht, wie diese Hilfe aussehen sollte, außerdem steckte ich in der Endphase meiner Masterarbeit und hatte eigentlich keine Zeit. Am Tag der Abgabe meiner Arbeit, es war der 01.09., besuchte ich die Erstaufnahmeeinrichtung. Andere Ehrenamtliche hatten ein Kinderfest organisiert, ich hatte den ersten Kontakt zu Bewohnen, aber auch zu Helfern. Es war ein positiver Kontakt, der mich in meinem Vorhaben bestärkte. Weiterlesen

Frage & Antwort, Teil 2: Struktur für eine große Gruppe

Frage:

Hallo, 
ich bin seit kurzem ehrenamtlich in einer Flüchtlingserstunterkunft tätig. Man hat mich gebeten, einen Deutschkurs für Frauen zu machen. Ich bin keine Lehrerin  und es läuft sehr unstrukturiert. Ich habe allerdings auch erst zwei Unterrichtsabende hinter mir. Es waren ungefähr 25-30 Frauen da und ich war völlig überfordert. Gibt es vielleicht Hilfsmittel oder werden evtl. sogar Kurse angeboten, wie man so etwas sinnvoll, so, dass es den Menschen auch etwas bringt, angeht? Viele wollen unbedingt das Alphabet lernen. Ich halte das nicht für sinnvoll, wenn man kein einziges Wort deutsch spricht, bin mir aber natürlich nicht sicher. Ich wollte mit einfachen Dingen, vielleicht Bilder mit den dazugehören Worten aus dem Alltag beginnen und mit kleinen einfachen Sätzen. Gibt es Möglichkeiten, wo und wie man sich besser informieren bzw. vorbereiten kann? 
Viele Grüße 
J.

Antwort:

Liebe J.,

vielen Dank für deine Nachricht und dein Engagement!
Dass du als Anfängerin mit so einer großen Gruppe und ohne Vorbereitung überfordert bist, ist total verständlich!

Als ersten Schritt halte ich es für sinnvoll, die Gruppe aufzuteilen in zwei (oder idealerweise drei) kleinere Gruppen. Vielleicht kannst du noch eine andere Ehrenamtliche mit ins Boot holen für diese Aufgabe? Ansonsten reduzier deine Unterrichtszeit: Lieber zwei Mal 60 Minuten konzentrierter Unterricht in der Kleingruppe als 120 Minuten mit 30 Leuten, wo du eh nicht jeder Teilnehmerin gerecht werden kannst.
Beim Aufteilen kannst du idealerweise schon nach Vorkenntnissen sortieren, damit die Gruppen homogener werden: Weiterlesen

GER-Niveaustufen

Der Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen (GER) wurde vom Europarat herausgegeben und stellt ein Gerüst dar, um Kenntnisse in (Fremd-)Sprachen zu strukturieren. Der GER macht Sprachkompetenzen und -prüfungen einheitlich und vergleichbar.

Die grundlegenden Level sind:

A: Elementare Sprachverwendung
B: Selbstständige Sprachverwendung
C: Kompetente Sprachverwendung

Diese sind nochmals in insgesamt 6 Stufen des Sprachniveaus unterteilt: Weiterlesen

Frage & Antwort, Teil 1: Hacky Sack im Unterricht

In der Reihe Frage & Antwort werden in Zukunft Antworten auf die Fragen veröffentlicht, die mich per Mail oder Kommentar erreichen, und auch für andere LeserInnen interessant sein könnten.

Frage:

Liebe Kato,
welche Art von Spielen machst Du denn mit dem Hacky Sack? 
Ich gebe demnächst einer Gruppe von männlichen Flüchtlingen (aus Afrika)Deutschunterricht, inklusive Alphabetisierung. Ich würde gerne mit Spielen die Sache etwas auflockern - hast Du ein paar Tipps?
Herzlichen Dank,
A.

Antwort:

Liebe A.,
vielen Dank für deine Mail!
Der Hacky Sack (oder ein anderer Ball) eignet sich super, um Strukturen, die man gerade eingeführt hat, zu wiederholen und zu festigen. Weiterlesen

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen DaF und DaZ?

Mich erreichte heute eine Mail mit dem Hinweis, dass der Titel dieses Blogs ja eigentlich falsch sei – schließlich erlernen Geflüchtete in Deutschland die deutsche Sprache als Zweitsprache (DaZ) und nicht als Fremdsprache (DaF).

Ich nehme diese Mail zum Anlass, um kurz zu erklären, was der Unterschied zwischen DaF und DaZ ist und warum dieser Blog trotzdem DaF für Flüchtlinge heißt.

DaF = Deutsch als Fremdsprache. DaZ = Deutsch als Zweitsprache.
In beiden Fällen lernen Menschen mit einer anderen Muttersprache Deutsch.

Deutsch als Fremdsprache

Man spricht von Deutsch als Fremdsprache, wenn die Lernenden nicht in Deutschland, sondern in ihrem Heimatland Deutsch lernen und der Unterricht gesteuert stattfindet. Weiterlesen

Handreichung für Ehrenamtliche: Sprachanker

Unter dem Titel „Handreichung für die Gestaltung von Deutschkursen mit Flüchtlingen“ hat das Bildungswerk der Erzdiözese Köln e.V. ein kostenloses Dokument herausgegeben, das Ehrenamtlichen ohne Lehrerfahrung bei der Planung und Durchführung von Deutschkursen für geflüchtete Menschen unterstützen soll. Die Handreichung ist Teil des Qualifizierungsangebots „Sprachanker“ in Köln, doch auch losgelöst lässt sich dieses Dokument gut in der Flüchtlingshilfe einsetzen.

sprachanker02 Weiterlesen

Sozialformen im (Deutsch-) Unterricht

Der Begriff „Sozialform“ mag zunächst einmal abstrakt klingen; dennoch können wir uns schnell etwas darunter vorstellen, wenn wir an verschiedene Situationen denken: Ein Vortrag, bei der eine Person vor allen anderen spricht. Ein Erste-Hilfe-Kurs, bei der jeder die Reanimation an der Puppe üben muss. Ein Spanisch-Kurs an der Volkshochschule, bei dem die Teilnehmenden sich gegenseitig Wörter abfragen.

Welche Sozialformen gibt es?

Wir haben nun bereits drei Beispiele gesehen. Generell kann man vier verschiedene Sozialformen unterscheiden:

einzelarbeit Einzelarbeit Die KursteilnehmerInnen arbeiten still, alleine und selbstständig.
partnerarbeit Partnerarbeit Die KursteilnehmerInnen arbeiten zu zweit, zum Beispiel mit dem Sitznachbar.
gruppenarbeit Gruppenarbeit Die KursteilnehmerInnen arbeiten in Gruppen zusammen.
frontalunterricht Frontalunterricht/ Plenum Die Lehrperson spricht, die TeilnehmerInnen hören zu. Es gibt Unterarten, zum Beispiel durch das Stellen von Fragen an die Zuhörenden (=mehr Interaktion).

In manchen Büchern werden Frontalunterricht und Plenum (auch Klassengespräch) separat aufgeführt. Unter Frontalunterricht versteht man dabei, dass ausschließlich der Lehrer spricht. Im Plenum/Klassengespräch sind grundsätzlich alle in der Hörer- aber auch Sprecherposition (z.B. Frage, Diskussion). Ich bleibe in diesem Artikel bei der Einteilung in vier Typen.

Vor- und Nachteile der Sozialformen

Welche Sozialform ist am besten? Natürlich kann man da mal wieder keine eindeutige Antwort geben, denn alle Sozialformen haben sowohl Vor- als auch Nachteile: Weiterlesen

Erfahrungsbericht: Deutsch mit Flüchtlingen

Das Projekt „Deutsch mit Flüchtlingen“ der Hochschule RheinMain bringt Geflüchtete und Studierende zusammen. Studierende aus verschiedenen Fachrichtungen unterrichten ihre Muttersprache Deutsch. Wie sich dieser Perspektivwechsel anfühlt, berichtet in diesem Gastbeitrag die Studentin Cora.

Manchmal gibt es im Leben Momente, in denen man Entscheidungen trifft, ohne lange darüber nachzudenken; Entscheidungen, bei denen man sich möglicherweise schon Sekunden später selbst fragt: „Wieso habe ich das getan?“. Meine Zusage dazu, mich in meinen Semesterferien ehrenamtlich bei einem von meiner Hochschule organisierten Projekt zu engagieren, in dem Studierende Geflüchteten Deutschunterricht geben, war so eine Entscheidung. Denn allein der Gedanke daran, vor einer Gruppe Menschen zu sprechen, verursacht bei mir Übelkeit, Herzrasen und schweißnasse Hände.

IMG_3136_2Ich habe mich mein gesamtes Studium hindurch um Referate und Vorträge herumgemogelt, wenn es irgendwie möglich war. Was also hat mich dazu bewegt, mich freiwillig in genau die Situation zu bringen, die ich sonst mit allen Mitteln vermeide? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Jedenfalls habe ich meine Entscheidung nicht bereut. Weiterlesen